Am 26. Juli 2016 lud die Jugendherberge Essen zu einer Pressekonferenz. Anlass war ein herausragendes Konzept für Jugendliche mit einem prominenten Gast als Schirmherr und aktiven Unterstützer: Herbert Grönemeyer. „Sommerakademie“ heißt das Projekt, das von der Leuphana Universität Lüneburg ins Leben gerufen wurde und das bis heute bereits über 1.800 Jugendliche in 50 Camps nachhaltig auf ihrem Weg in die Lehrstelle gefördert hat. Der Gründervater der Leuphana Sommerakademie, Prof. Dr. Kurt Czerwenka, ist gleichzeitig wissenschaftlicher Begleiter von klasseKLASSE, dem Klassenfahrtangebot des DJH Rheinland.
Unter dem Motto „Deine Stärken, deine Zukunft“ werden auch im diesjährigen Sommercamp in der Jugendherberge Essen 31 Jugendliche aus Düsseldorfer Haupt- und Gesamtschulen auf ihrem Weg in die Berufsausbildung unterstützt. Drei Wochen lang haben die insgesamt 50 Teilnehmer der Sommerakademie, darunter auch Betreuer und Pädagogen, die Jugendherberge Essen zu ihrem Hauptquartier gemacht – ein Ort zum Wohlfühlen, die gute Stimmung kann man spüren.
Mathematik, Lesekompetenzen, PC-Techniken – das sind nur einige der berufsorientierten Module, die drei Wochen lang den Arbeitstag der Schüler strukturieren. Hinzu kommen Bewerbungstrainings und Einzelcoachings und da sich einige Flüchtlinge unter den Jugendlichen befinden, steht auch bedarfsorientierte Sprachförderung auf dem Programm. Doch neben diesen schulischen Themen und dem stärkenorientierten Arbeiten an Zukunftswegen, ist die Kernidee der Sommerakademie noch eine ganz andere, nämlich die der persönlichen Entwicklung der Jugendlichen. „Zieh deinen Weg“, der Song von Herbert Grönemeyer aus dem Jahr 2007, bringt es auf den Punkt. Es geht um Motivation, persönliche Stärken und Vertrauen, aber auch um Selbstwertgefühl und Verständnis. Der Musiker beschreibt es noch einmal mit anderen Worten: „Man muss den Jugendlichen das Gefühl vermitteln, dass man an sie glaubt. Ihre stärkenorientierte Entwicklung funktioniert nicht, wenn sie ständig gedeckelt und mit Zweifeln konfrontiert werden.“ So spielt neben der individuellen Förderung auch die Stärkung von Gemeinschaft eine große Rolle in der Sommerakademie. Auch wenn Herbert Grönemeyer sich selber nur als „Trommeldirektor“ bezeichnet, erarbeiten die Jugendlichen gemeinsam mit ihm und anderen Profis ein Musical, das sich hören lassen kann. Der 18-jährige Hamza, ein vor rund einem Jahr geflüchteter Schüler aus Syrien, konnte sein Staunen über die schöne und insbesondere laute Stimme Herbert Grönemeyers nicht verbergen, als er den ihn unbekannten Musiker zum ersten Mal singen hörte. Mittlerweile singt er mit den 30 anderen Schülern fast genauso laut. Dass die Sommerakademie in vielerlei Hinsicht erfolgreich verläuft, davon erzählt uns die 15-jährige Vanessa: „Ich habe in der Sommerakademie gelernt, was für einen Beruf ich anstreben möchte, beziehungsweise wie das Berufsbild genau aussieht. Die Bewerbungsgespräche haben mich schon jetzt sehr viel weiter gebracht - ich bin eigentlich sehr schüchtern, aber hier traue ich mir viel mehr zu und glaube, dass ich meine Ausbildung mit einem guten Vorstellungsgespräch erreichen werde.“
Nach der „Sommerakademie“ ist es allerdings noch nicht ganz vorbei: Im Anschluss an das intensive Sommercamp werden die Teilnehmer in ihrem letzten Schuljahr weiter begleitet, damit sie ihre Ziele erreichen. So soll jeder und jede Jugendliche im kommenden Jahr den eigenen Weg finden – in die weitere, erfolgreiche Schul- und Berufsausbildung. Und vielleicht gibt es danach ja ein gemeinsames Wiedersehen in der Jugendherberge Essen, wer weiß. Die Herbergseltern Joachim und Carola Ladwig würden sich auf jeden Fall sehr darüber freuen, die Jugendlichen wieder begrüßen zu können.